Wieviel Benzin brauchen die Vergaser?

SU, SZ oder Tuningvergaser, Kraftstoffversorgung, Luftfilter, Bedüsung, Saugrohr, Gasgestänge...

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WKY
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Wieviel Benzin brauchen die Vergaser?

#1

Beitrag von WKY »

Hallo,
ich habe 3 Dellorto Vergaser geschenkt gekriegt und basteln macht Spaß, also werde ich mal aus Vergnügen meine SU durch die Dellorto ersetzen.

Das Thema, dass mich im Moment beschäftigt ist die Benzinversorgung.
Wenn man im Internet sucht kriegt man ein Haufen "einzig wahre" Vorschläge. Vom Beibehalten der manuellen Pumpe bis hin zum Bedarf einer Facet Pumpe mit 30 gal/h (ca. 120 l/h).

Meine Frage ist, wieviel Benzin brauchen die Vergaser tatsächlich.

Ich habe eine spezifische Angabe von 100 mg/l Hubraum pro Nutzhub gefunden.
Das wäre bei einer angenommenen Drehzahl von 5500 1/min und 2,5 l Hubraum 82,5 l/h.

Eine andere Angabe ist 350 g/kWh was ja bei angenommenen 110 kW zu 38,5 l/h führen würde.

Gleichzeitig stehe ich ja nicht pausenlos auf dem Gas und die (elektrische) Pumpe pumpt weiter und ich habe ja den Inhalt der Schwimmerkammern.

Wer kann mir da auf die Sprünge helfen, ausgehend von einer Maximaldrehzahl von 5500 1/min und einer Motorleistung von 150 PS?

Vielen Dank!
Tom
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MadMarx
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#2

Beitrag von MadMarx »

bei rennvergasern gelten etwas andere gesetze als bei normalen vergasern.

rennvergaser haben meist große beschleuniger pumpen. durch diese pumpen wird die schwimmerkammer ziemlich schnell geleert, darum benötigt man starke benzinpumpen, um den schwimmmerstand schnell wieder herzustellen. die 120L pumpe ist also nur zur abdeckung eines kurzeitigen spitzenverbrauchs.

mit einer mechanischen benzinpumpe könnte er bei voller beschleunigung eventuell mal ins stottern kommen. für's normale fahren reicht eine mechanische pumpe locker aus.

gruß
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khs
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#3

Beitrag von khs »

Wenn man "dickere" Vergaser einbaut heißt das nicht automatisch, daß man auch mehr verbraucht. Zur Verbrennung wird das stöchiometrische Verhältnis gebraucht - unabhängig vom Vergaser.

Wenn nun plötzlich mehr Bezin benötigt werden sollte, dann ist wohl die Einstellung falsch, da zu fett.

Relevant ist die Pumpleistung nur bei Extremzuständen, wenn man also permanent am Gaspedal - im Bereich der Höchstleistung! - spielt und die Einspritzung der Beschleunigungsanreicherung dauernd aktiviert wird. Diesen Fahrzustand mit extremer Anreicherung gibt es in Praxis aber selten (wenn man nicht gerade Rennen fährt).

Also: die Pumpleistung der Serienpumpe muß ausreichen, sonst stimmt etwas nicht.

Trotzdem würde ich immer eine elektrische (Membran-) Pumpe vorziehen. Sie arbeitet nämlich nach Bedarf, und nicht nach Motordrehzahl. Und mit ihr werden die Schwimmerkammern vor dem Kaltstart gefüllt, d.h. der Motor springt sofort an und der Anlasser muß nicht erst den Motor durchdrehen, damit die mechanische Benzinpumpe erst einmal die Schwimmerkammern füllt. Man vermeidet unnötigen Kaltstartverschleiß.


PS
Selbst bei meinen Autos mit 6,3 oder 7,2Ltr. Hubraum und 330 bzw. 290PS reicht eine normale Hardi-Pumpe aus! Und dort laufen einige Liter mehr durch als bei einem "bescheidenen" 2,5ltr-Motor...
WKY
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#4

Beitrag von WKY »

Chris, khs, danke für eure Meinungen.

Das angesprochene Stottern und das Leerlaufen der Vergaser bei ein paar Tagen Standzeit sind auch Anlass für mich eine elektrische Pumpe in Betracht zu ziehen.
Laufen die Schwimmerkammern auch dann leer, wenn die Ventile dicht sind, bzw. wenn der Vergaser in einwandfreiem Zustand ist?

Also: die Pumpleistung der Serienpumpe muß ausreichen, sonst stimmt etwas nicht.
Das passt aber nicht ganz mit Deiner vorherigen Anmerkung "Beschleunigungsanreicherung" zusammen. Entweder die Serienpumpe reicht, oder sie reicht nicht. :?
Selbst bei meinen Autos mit 6,3 oder 7,2Ltr. Hubraum und 330 bzw. 290PS reicht eine normale Hardi-Pumpe aus! Und dort laufen einige Liter mehr durch als bei einem "bescheidenen" 2,5ltr-Motor...
Die Hardi-Pumpe liefert 130 l, das ist auch nicht wenig.

Wieviel liefert denn die mechanische Pumpe überhaupt?

Tom
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#5

Beitrag von WKY »

khs hat geschrieben:Wenn man "dickere" Vergaser einbaut heißt das nicht automatisch, daß man auch mehr verbraucht. Zur Verbrennung wird das stöchiometrische Verhältnis gebraucht - unabhängig vom Vergaser.

Wenn nun plötzlich mehr Bezin benötigt werden sollte, dann ist wohl die Einstellung falsch, da zu fett.
Es geht ja nicht um den Dauerverbrauch, sondern um den Spitzenverbrauch.
Und da glaube ich, dass es wesentliche Unterschiede zwischen zwei 1,75" Stromberg und drei 40 mm Dellorto Vergasern besteht, alleine schon durch die genannte Beschleunigungspumpen.

Tom
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khs
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#6

Beitrag von khs »

Den "Spitzenverbrauch" bei stationärer Fahrt (sprich: Vollgas) liefern die Pumpen allemal. Dieser Spritbedarf ist ja begrenzt durch das Zylindervolumen (ist ja kein auf aufgeladener Motor). Ein Mehrverbrauch kann dann nur noch von einer zu fette Einstellung der Vergasser herrühren. Aber auch das ist begrenzt, da dann das Laufverhalten irgendwann wieder schlechter wird.

Engpass ist der momentane Spitzenverbrauch, wenn Du - wie beschrieben - permanent mit dem Gaspedal "pumpst" (das gilt wörtlich, denn die Beschleunigungspumpe im Vergaser spritzt zusätzlichen Sprit ein und fettet das Gemisch an). Dieser Zustand dauert aber - bei normaler Nutzung - nicht lange (wenn man von der Ampel losfährt, wenn man ein anderes Auto überholt usw.). Das wird ein wenig vom Inhalt der Schwimmerkammer gepuffert. Und außerdem kann das eine "normale" Benzinpumpe schaffen. Sie sind ja für den Normalberieb ausgelegt. Von daher ist meine Aussage kein Widerspruch, sondern der Normalfall. Ein hektischer Gasfuß bringt vielleicht eine Differenz von 2 Litern/100km, liegt also weit unter dem Fördervermögen einer korrekt ausgelegten Benzinpumpe.

Diesbezüglich sind übrigens die Gleichdruckvergaser wie die verbauten SU oder Stromberg "besser", da die Beschleunigungsanreicherung ganz normal über die Nadel (und deren Profil - deshalb gibt es eine solche Riesenauswahl an Nadeln...) und den Unterdruck erfolgt und nicht "willkürlich" über die Gaspedalstellung/-veränderung). Von daher sind Gleichdruckvergaser "intelligenter"!

Zur Frage des Kaltstarts nach längerem Stillstand: Der Sprit läuft nicht durch irgendwelche Ventile weg, sondern er verdampft/verdunstet. Je länger der Motor steht, um so mehr. Also ist das zunächst einmal ein Mengenproblem. Bekanntlich muß der Spritstand in der Schwimmerkammer eine bestimmte Höhe haben, damit der Vergaser funktioniert und dem Motor ein passendes Gemisch liefern kann. Hinzu kommt, daß im Stand listigerweise zuerst die leicht flüchtigen Anteile verdampfen, die man für den Startvorgang besonders braucht. Das wird jeder schon einmal erlebt haben, der seinen Motor nach einem winterlichen Stillstand gestartet hat. Dann hat es nicht nur lange gedauert, bis der Motor ansprang, er lief auch zunächst schlecht. Das liegt dann am "schlechten" Benzin, weil bei einem langen Stillstand die "gasnahen" Bestandteile im Benzin verdunstet sind und die "dicke" Plörre noch da war. Wenn man frisch getankt hat und den Motor am nächsten Tag startet, dannn freut man sich, wie gut er wieder läuft...

Eben alles nur Physik!
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#7

Beitrag von WKY »

Hallo Klaus,
vielen Dank für die umfassende Abhandlung, die ja schlüssig ist.
Somit denke ich, dass ich momentan bei meiner mechanischen Pumpe bleiben werde, und falls ich Probleme mit Stottern, Dampfblasen oder verdunstetem Schwimmerinhalt habe, auf eine elektrische Pumpe umsteigen werde.

Tom
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