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Zinn normal?

Verfasst: 17.11.2008, 09:30
von matzesl
Moin,

bin grade dabei meine B-Säule auseinander zu pflücken und stoße auf haufenweise Zinn an B-Säule und Quarterpanel. Vor allem an der Kante wo der Türspalt entsteht wenn die wieder drin ist und an dem rest der Kotflügellinie, die sich ja über die Tür bis hin zum Quarterpanel durchzieht. Auch oben hinten bei der Verbindung des Rear-deck zum quarterpanel ist ja eine durchgängige schweißnaht zu finden, die mit Zinn geglättet wurde. Das ganze ist auf beiden Seiten des Wagens so.

Jetzt die Frage - ist das Normal so? wenn ich das Original wieder herstellen will, muss ich dann auch die Schweißnähte und Formen mit Zinn glätten?

gruß

matze

Verfasst: 17.11.2008, 18:00
von SteffenTR6rot
Hallo.
Zinn hat man in den 50er. Jahren benutzt um die Kanten zu formen und das ganze dann rostfrei zu machen.
Es lässt sich hervorragend glätten und formen,weil es relativ weich ist.
Ab den 70er.Jahren gab es dann den sogenannten 2 Komponenten Spachtel.
Ich würde aber immer noch das Verzinnen vorziehen,weil es nicht so leicht abplatzt.Es verbiegt sich eher.
Kleine Dellen und Beulen kan man dann immer noch spachteln und damit die Oberfläche glätten.
Gruss

Verfasst: 17.11.2008, 22:11
von matzesl
Hmm soll heißen, das wird ab werk so gemacht? aber heutige karossen sind doch nicht gespachtelt? wie lange wurde denn sowas noch gemacht? ich mein, was ist schwierig daran die karosserie so zu fertigen, dass man nicht mit zinn "nachbessern" muss. oder muss ich einfach mein weltbild überarbeiten - dem eigendlichen blech nachträglich mit zinn und spachtel in form bringen ist nicht verwerflich?

Verfasst: 17.11.2008, 22:50
von kawedo
Wir fahren Autos aus englischen Blechpressen :genau: :(
Also war es mit der Passung nie deutsch-gründlich.

Alle Restaurierer verwenden gerne Blei für kleine Korrekturen. Ist ein anerkanntes Verfahren.

CharlyW

Verfasst: 17.11.2008, 23:23
von Pusztablitz
hat der TR 6 nicht ein deutsches Blechkleid von Karmann aus OWL ???

Verfasst: 17.11.2008, 23:32
von mn-nl
Das war der Couturier der den Platz fuer die 2. und 4. Zyl. geschaffen hat :D

Das Atelier und die Schneider sind im England sesshaft geblieben, daher sind die Fertigungstoleranze geblieben ;D

Marc

Verfasst: 17.11.2008, 23:39
von sixpack
Bei der ersten 356er Porsche wurde sogar das Zinn fingedick! aufgetragen um die Karosserieteile zum fluchten zu bekommen. Es war damals ein gängiges Verfahren. Ob die das in Coventry am 2er und 3er auch so gemacht haben... möglich ist alles.

Grüße...Gerhard/sixpack :D

Verfasst: 18.11.2008, 10:38
von Willi
Hi Matze,

:? Während meines Praktikums bei Opel in Bochum habe ich zugesehen, wie die gepunkteten Schweißnähte bei Neuwagen mit Zinn geglättet wurden (Kadett B). Jedenfalls an den Stellen, die man von außen sehen konnte. Das Dach und der Übergang zum "B" Post ist ein Beispiel. Es ist (war?) ein anerkanntes Verfahren im Karosseriebau. Ob Zinn allerdings bei der Produktion des TR3 verwendet wurde kann ich nicht sagen.

Gruß
Willi

Verfasst: 18.11.2008, 13:37
von beaver
habe mit meinem Karosseriefutzie gesprochen und der meinte, dass a) wie bereits genannt, Zinn ein gängiges Verfahren der 50iger bis 70iger Jahre war, um Spaltmasse und Unebenheiten schwungvoll zu glätten und b) Zinn den Vorteil (auch heute noch) bringt, kein Wasser zu ziehen und "mit dem Metall zu gehen". Spachtel tendiert eher zum Reissen bzw. über die Zeit und bei nicht korrekter Aushärtung zum "Wasserziehen" was den Rost an so mancher US-Unfallreparatur mit fingerdickem Spachtel erklärt.

bei meinem TR3A wird derzeit auch alles per Zinn angepasst - der alte SLR der danebensteht wird auch so behandelt und ist ja dann doch um den Faktor 10 (?!?!) teurer -> ich würde sagen, Zinnarbeit spricht für Qualität wenn gut gemacht und ist daher durchaus kein Manko.

Gruss,

Thomas

Verfasst: 18.11.2008, 17:41
von mack
Hallo zusammen,

Der Einsatz des Zinnes macht nur bei durchgezogenen Schweißnähten Sinn. Bei punktgeschweißten Überlappungen bekommt man früher oder später Korrosionsprobleme durch die säurehaltige Verzinnungspaste die per Kapillarwirkung zwischen die Bleche kriecht. Hier macht der moderne
"Werkstoff" mehr Sinn; und wenn vernünftig beidseitig der Bleche grundiert wird, kann die Spachtelmasse auch kein Wasser aufnehmen.

Bei meinem TR3B habe ich ca. 2kg Zinn verarbeitet, um Kantenpassungen zu modellieren und Schweißnähte zu kaschieren.

Grüße aus dem nassen Norden

Marcus

Verfasst: 18.11.2008, 18:37
von matzesl
Ich habe mal die säurefreie verzinnungspaste vom Korrosionsschutzdepot ausprobiert - funktioniert im prinzip genauso gut wie die normale. ist halt nur teurer...

Verfasst: 19.11.2008, 18:45
von Alexe
Hallo

ist es denn wirklich so, dass aus der Serie Zinn verwendet wurde?
Es könnte in diesem Fall doch auch um eine Unfallreparatur handeln, oder irre ich mich da?

Alexe

Verfasst: 19.11.2008, 19:34
von matzesl
Nein, in dem Maße und in der Regelmäßigkeit wie ich das antreffe ist das unter Garantie keine Unfallreparatur. Ich frage mich auch, wie ansonnsten der Stoß an dem Blech das quer hinter den Sitzen verläuft und in die Seitenteile der B-Säule übergeht geglättet werden sollte.

Verfasst: 27.11.2008, 19:54
von tr_driver
Ich verwende seit Jahren das Zeug, womit ich eh jeden Tag arbeite: Elektronik Lot.
Gute Marken sind absolut säurefrei.

Das bedingt allerdings metallisch blankes Blech.

Ein anderer Nachteil : Wenn man nicht sehr versiert ist, läuft es auf Grund des niedrigen Schmelzpunktes schnell weg.

Wer's kann, erzielt damit hervorragende Ergebnisse.

Kleiner Tip : Wenn Falze vorhanden, die Stellen vor dem Schweissen verzinnen und dann das Zinn mit dem Lappen abputzen.
Somit verbleibt eine dünne Schicht Zinn. Dann verschweissen und anschliessend Zinn auftragen.
Den Rest erledigt Feinspachtel. :D

Gruss
Tilo