Tabellen und so...
Verfasst: 28.04.2020, 18:19
tach Jungs,
werde - wie zuvor angekündigt - den Corona-Beitrag schließen. Es war wirklich alles gesagt. Und ob wir aktualisierte Sterbezahlen in einem Oldtimer-Forum brauchen, sei mal dahingestellt. Nun will ich die Thematik nicht unter einem anderen Titel fortsetzen. Doch haben mir einige Beiträge gezeigt, welche Faszination offenbar von Tabellen ausgeht. Dazu dieses neue Thema mit einem Beitrag, der nicht in den Kontext der Virusthematik gepasst hätte.
Schon seit geraumer Zeit sind ja die beliebten Sporttabellen über Bundesliga & Co weggefallen. Es wird so bald auch keine neuen geben, etwa über Olympia oder Europameisterschaften. Tabellen in allen möglichen Formen sind Bestandteil unseres Lebensalltags, ob Polit-Barometer, Aktienkurse, Insektenpopulation oder Wetter - alles schön übersichtlich in Zahlen. Fast jeder ist geneigt, solchen Zahlen Glauben zu schenken. Beim Statistischen Bundesamt etwa gibt es Tausende von Tabellen aller Art.
Da ist für Manchen die Idee nicht weit, selber Tabellen zu kreieren. Das Office-Programm Excel bietet dazu phantastische Möglichkeiten. Klaus (Perseus) hat diese Spielwiese beim Corona-Thema ja für sich entdeckt. Nicht wirklich überraschend sind auch dort - wie in fast allen internationalen Tabellen - die USA Tabellenführer…
Es kann spannend sein, eigene Tabellen zu erschaffen. Woher man dazu die Zahlen nimmt, ist dann eine Frage des Einfallsreichtums. Sie können, müssen es aber nicht, durchaus realistisch sein. Beginnend mit einem persönlichen Beispiel möchte ich die Tabellenthematik hier ein wenig behandeln. Als Junge hatte ich in den frühen 1950er Jahren einen etwa 1/2stündigen Fußweg zur Schule. Schulbusse gab’s damals nicht, wahlweise konnte ich einen Weg über Land oder über die B228 wählen. Zum Zeitvertreib zählte ich Autos der verschiedenen Marken. Anfangs nur so, bis mir die Idee kam verschiedene Marken gegeneinander zu stellen - etwa Borgward gegen Adler. Ich schuf also eine Liste der damals gängigen Marken und gestaltete einen Spiel-(Zähl-)Plan, sogar mit Vor- und Rückspielen. An Details, etwa wer gewonnen hatte, erinnere ich mich natürlich nicht mehr (meistens war es wohl VW…. ), doch mein Schulweg wurde oft spannend. Natürlich favorisierte ich die kleineren Marken. Manchmal ging ich sogar langsamer um die Ergebnisse evtl. zu beeinflussen, etwa wenn DKW nur knapp gegen Mercedes zurück lag. Gefälscht habe ich die Zahlen (natürlich) nicht, nur durch Umwege ein wenig frisiert. Wenn eine kleine Marke etwa gegen VW oder Opel nur knapp zurücklag, schlug ich einen Haken und zählte den geparkten Borgward doppelt…
Das ging eine ganze Zeitlang so, die Ergebnisse hielt ich zunächst im Kopf und trug sie zu Hause auf einem Blatt Papier in eine selbstgemachte Tabelle. Im Laufe der Zeit gelang es mir, auf einem Weg einen kompletten „Spieltag“ mit mehreren Begegnungen zu erfassen. Wenn ich dann, etwa im Laufe von 2 Wochen mal Jeden gegen Jeden gezählt hatte, gab es einen Meister. Der wurde im Punkteverfahren - wie beim Fußball 2:0 oder 1:1 beim Unentschieden - ermittelt. Auch die jeweiligen Spielergebnisse, etwa 9 Lloyd : 15 Ford hielt ich fest und addierte sie quasi als Torwertung. Meine Kopfrechenfähigkeiten entwickelten sich deutlich. Davon profitierte sogar mein Mathe-Ergebnis in der Schule.
Weshalb schreibe ich sowas? Die meisten Menschen - glücklicherweise nicht alle - strukturieren ihr Leben nach Zahlen. In der Regel sind es Tabellen, die einen schnellen Überblick gewähren. Deshalb werden Tabellen sehr oft auch manipulativ benutzt. Schon die Gestaltung der Tabelle (welche Werte nehme ich auf?) beeinflusst die Aussagekraft enorm. Eine simple Wetterstatistik etwa hat eine total andere Aussagekraft, wenn man anstelle der Sommerwerte den Winter zugrundelegt. Oder Plus- bzw. Minuswerte als Hauptkriterium verwendet. Darüber wissen Statistiker und (viele) Volkswirte Bescheid, man lernt das im Mathematikstudium. In der Sozialwissenschaft, beim Marketing oder in der Politik lernt man, damit umzugehen. Welche Statistik mit welchen Werten braucht man, um eine gewünschte Wirkung zu erreichen? Wer die fertige Statistik dann liest kennt die Zielsetzung meist nicht, manchmal lässt sie sich erahnen wenn der Urheber bekannt ist.
Aus diesen Gründen - seid gegenüber einer jeden Statistik skeptisch und betrachtet Tabellen stets kritisch. Nur ein kleiner (Druck-)Fehler kann eine Wertung beeinflussen. Beachte stets den Leitsatz: don't trust any statistics that you didn't fake yourself
bleibt gesund und auf bald
Horst
werde - wie zuvor angekündigt - den Corona-Beitrag schließen. Es war wirklich alles gesagt. Und ob wir aktualisierte Sterbezahlen in einem Oldtimer-Forum brauchen, sei mal dahingestellt. Nun will ich die Thematik nicht unter einem anderen Titel fortsetzen. Doch haben mir einige Beiträge gezeigt, welche Faszination offenbar von Tabellen ausgeht. Dazu dieses neue Thema mit einem Beitrag, der nicht in den Kontext der Virusthematik gepasst hätte.
Schon seit geraumer Zeit sind ja die beliebten Sporttabellen über Bundesliga & Co weggefallen. Es wird so bald auch keine neuen geben, etwa über Olympia oder Europameisterschaften. Tabellen in allen möglichen Formen sind Bestandteil unseres Lebensalltags, ob Polit-Barometer, Aktienkurse, Insektenpopulation oder Wetter - alles schön übersichtlich in Zahlen. Fast jeder ist geneigt, solchen Zahlen Glauben zu schenken. Beim Statistischen Bundesamt etwa gibt es Tausende von Tabellen aller Art.
Da ist für Manchen die Idee nicht weit, selber Tabellen zu kreieren. Das Office-Programm Excel bietet dazu phantastische Möglichkeiten. Klaus (Perseus) hat diese Spielwiese beim Corona-Thema ja für sich entdeckt. Nicht wirklich überraschend sind auch dort - wie in fast allen internationalen Tabellen - die USA Tabellenführer…
Es kann spannend sein, eigene Tabellen zu erschaffen. Woher man dazu die Zahlen nimmt, ist dann eine Frage des Einfallsreichtums. Sie können, müssen es aber nicht, durchaus realistisch sein. Beginnend mit einem persönlichen Beispiel möchte ich die Tabellenthematik hier ein wenig behandeln. Als Junge hatte ich in den frühen 1950er Jahren einen etwa 1/2stündigen Fußweg zur Schule. Schulbusse gab’s damals nicht, wahlweise konnte ich einen Weg über Land oder über die B228 wählen. Zum Zeitvertreib zählte ich Autos der verschiedenen Marken. Anfangs nur so, bis mir die Idee kam verschiedene Marken gegeneinander zu stellen - etwa Borgward gegen Adler. Ich schuf also eine Liste der damals gängigen Marken und gestaltete einen Spiel-(Zähl-)Plan, sogar mit Vor- und Rückspielen. An Details, etwa wer gewonnen hatte, erinnere ich mich natürlich nicht mehr (meistens war es wohl VW…. ), doch mein Schulweg wurde oft spannend. Natürlich favorisierte ich die kleineren Marken. Manchmal ging ich sogar langsamer um die Ergebnisse evtl. zu beeinflussen, etwa wenn DKW nur knapp gegen Mercedes zurück lag. Gefälscht habe ich die Zahlen (natürlich) nicht, nur durch Umwege ein wenig frisiert. Wenn eine kleine Marke etwa gegen VW oder Opel nur knapp zurücklag, schlug ich einen Haken und zählte den geparkten Borgward doppelt…
Das ging eine ganze Zeitlang so, die Ergebnisse hielt ich zunächst im Kopf und trug sie zu Hause auf einem Blatt Papier in eine selbstgemachte Tabelle. Im Laufe der Zeit gelang es mir, auf einem Weg einen kompletten „Spieltag“ mit mehreren Begegnungen zu erfassen. Wenn ich dann, etwa im Laufe von 2 Wochen mal Jeden gegen Jeden gezählt hatte, gab es einen Meister. Der wurde im Punkteverfahren - wie beim Fußball 2:0 oder 1:1 beim Unentschieden - ermittelt. Auch die jeweiligen Spielergebnisse, etwa 9 Lloyd : 15 Ford hielt ich fest und addierte sie quasi als Torwertung. Meine Kopfrechenfähigkeiten entwickelten sich deutlich. Davon profitierte sogar mein Mathe-Ergebnis in der Schule.
Weshalb schreibe ich sowas? Die meisten Menschen - glücklicherweise nicht alle - strukturieren ihr Leben nach Zahlen. In der Regel sind es Tabellen, die einen schnellen Überblick gewähren. Deshalb werden Tabellen sehr oft auch manipulativ benutzt. Schon die Gestaltung der Tabelle (welche Werte nehme ich auf?) beeinflusst die Aussagekraft enorm. Eine simple Wetterstatistik etwa hat eine total andere Aussagekraft, wenn man anstelle der Sommerwerte den Winter zugrundelegt. Oder Plus- bzw. Minuswerte als Hauptkriterium verwendet. Darüber wissen Statistiker und (viele) Volkswirte Bescheid, man lernt das im Mathematikstudium. In der Sozialwissenschaft, beim Marketing oder in der Politik lernt man, damit umzugehen. Welche Statistik mit welchen Werten braucht man, um eine gewünschte Wirkung zu erreichen? Wer die fertige Statistik dann liest kennt die Zielsetzung meist nicht, manchmal lässt sie sich erahnen wenn der Urheber bekannt ist.
Aus diesen Gründen - seid gegenüber einer jeden Statistik skeptisch und betrachtet Tabellen stets kritisch. Nur ein kleiner (Druck-)Fehler kann eine Wertung beeinflussen. Beachte stets den Leitsatz: don't trust any statistics that you didn't fake yourself
bleibt gesund und auf bald
Horst