Hallo zusammen,
ich glaube, dass hier einige Mißverständnisse aufgekommen sind, die ich durch meine zugegebenermaßen recht provokante Darstellung initiiert habe und die ich jetzt wohl richtig stellen muß.
Zunächst lag es nicht in meiner Absicht, jemanden hier als schwachsinnig hinzustellen, der seinen TR selbst restauriert hat. Falls sich hier jemand von mir beleidigt fühlt, möchte ich mich dafür an dieser Stelle in aller Form entschuldigen.
Aber lest doch bitte genau, was ich geschrieben hatte. Es war das Zitat eines Fachexperten des VDH, der sich schon seit mehr als 15 Jahren mit älteren Mercedes Benz beschäftigt. Diese Aussage bezog sich auf den Wiederaufbau einer maroden 107er-Karoesserie, gilt aber auch für alle anderen Mercedes-Baureihen (oder noch allgemeiner aller selbsttragenden Karosserien), für die es noch rostfreie Rohkarossen auf den Schrottplätzen der Sunshinstaaten in den USA gibt. Unter rein wirtschaftlicher Betrachtung findet der Mann meine volle Zustimmung. Seine Methode eines wirtschaftlichen Neuaufbaues eines älteren Mercedes besteht tatsächlich darin, rostfreie Rohkarossen und Ersatzteile in großem Stil in USA einzukaufen und diese dann ohne Schweißarbeiten hier neu aufzubauen - er macht das nicht nur für sich, sondern auch im Interesse seiner Clubkameraden. Ihr könnt es mir ruhig glauben, dass der Wiederaufbau einer in Deutschland gefahrenen Karosserie sehr viel aufwändiger ist, als auf schon rostfreier Basis nur noch Kleinigkeiten zu beseitigen und nach neuem Lackaufbau wieder aufzubauen. Das Erfolgserlebnis des Neuaufbaues ist nach dieser Methode eigentlich viel größer, da mehere Wochen oder Monate Arbeitszeit (daneben natürlich auch etwas Geld) eingespart werden. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, die ausgebauten Teile zeitnah in die neu aufgebaute Karosserie einzubauen.
Sehr viele Heckflossenfreunde haben tatsächlich die bittere Erfahrung machen müssen, dass die Türen einer Heckflosse nach der Restaurierung von Boden und Schwellern tatsächlich zu kurz waren. Dies wurde auch durch den Chef der Fa. KHM, Esslingen - Herrn Maier (zufällig auch Mitglied des VDH und bei der Diskussion zugegen) - bestätigt, der über Probleme zu kurzer Teppiche der Innenraumauskleidungen zu berichten wußte. Dies hatte er unabhängig davon auch anläßlich einer Firmenbesichtigung im letzten Jahr den Teilnehmern unseres Stuttgarter 107er-Schraubertreff so berichtet, als er uns die Fertigung der Teppichausstattungen erläuterte.
Ihr könnt den Sachverhalt aber auch ganz leicht selbst überprüfen. Trennt aus einem Blechstreifen einige Stücke so heraus, dass wechselseitig noch Material stehen bleibt. Die Ursprungslänge des Bleches natürlich vorher messen und notieren. Schweißt dann paßgerechte Stücke wieder ein, bis das Blech dann wieder vollständig ist. Abschließend die Länge des "reparaturgeschweißten" Blechstreifens messen und Ihr werdet feststellen, dass das Blech länger geworden ist. Genau das Gleiche passiert auch mit einer maroden, reparaturgeschweißten selbsttragenden Karosserie.
Inwieweit diese Erkenntnis auch auf einen TR mit tragendem Rahmen übertragbar ist, hatte ich in meinen Ausführungen sogar selbst ange-zweifelt. Andererseits habe ich bei meinen Fahrzeugsuchen von Herbst 2001 bis Februar 2002 und im Sommer diesen Jahres sehr viele mißlungene Restaurationen von TR 6 gesehen. Bei denen weder ein gleichmäßiger Spaltverlauf der Türen noch gleich große Spaltmaße bei vorderem und hinterem Türspalt festzustellen waren. Ich habe aber auch einige sehr gut gemachte, frisch restaurierte TR6 gesehen - für die allerdings 27.000 EUR und mehr aufgerufen worden sind (bis auf einen davon sind sogar alle verkauft worden). Nur bei 27.000 EUR ist die Grenze der Wirtschaftlich nun wieder von der anderen Seite her gesehen überschritten - lohnt sich also auch nicht wirklich.
Ungleiche Spaltmaße gehen sicherlich teilweise auf das Konto unzureichender Aussteifungen der Türausschnitte bei abgehobener Karosserie. Teilweise aber auch auf das Konto von Reparaturschweißungen - den Beweis kann ich hier natürlich mangels eigener Erfahrungen nicht antreten. Beim TR fällt die Karosserieverlängerung im Bereich der Türen möglicherweise auch nicht besonders groß aus, weil der Türausschnitt im Vergleich zu einem R107 vergleichsweise kurz ist - damit ist natürlich auch die Möglichkeit der Längung in diesem Bereich von vornherein kleiner - weiterhin sind beim TR gerade die Blechpartien im Bereich des Türausschnittes nicht unbedingt die Problemzonen, in denen geschweißt werden muß, so dass hier überhaupt keine Längung infolge von Reparaturschweißungen festzustellen ist, sondern nur der Karosserieverzug infolge unzureichender Aussteifung des Türausschnittes.
Last, but not least sind Leute wie ich, die eine Vollrestaurierung als unwirtschaftlich einstufen, doch gerade auf solche Mitmenschen angewiesen, die ihren TR fachmännisch in Eigenregie neu aufgebaut haben. Aus welcher Quelle sollte denn sonst das Objekt der Begierde stammen ? - Die "Kunst" aus meiner Sicht besteht doch eigentlich nur darin, das geeignete Objekt in akzeptablem Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden. Tragischerweise findet sich so ein Objekt fast immer nur aus einer finanziellen und/oder familiären Notlage heraus. Gerichtet wurden die TR´s von den Betroffenen nicht zum Zwecke des Verkaufs, sondern für eine langjährige, eigene Nutzung.
Hätte ich mehr Zeit (und eine Doppelgarage), könnte ich mir ganz gut vorstellen, dass auch ich meinen eigenen TR aufbauen wollte - denn Spass macht so etwas bestimmt. Momentan bin ich allerdings gezwungen, die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund zu stellen, denn was habe ich von einem TR, den ich 2 bis 3 Jahre nicht fahren kann, da er zerlegt in der Garage steht ? Nichts ! - Ob ich mit 3 Jahren zeitlich überhaupt hinkommen könnte, muß ich unter Zugrundelegung meiner heutigen Alltagsabläufe auch noch sehr in Frage stellen.
@Carsten und sixpack: Schaut Euch doch einfach einmal das Angebot an TR6 mal in natura an - auf Fotos mit höherer Auflösung sehen die meisten noch gut aus. Nicht jeder geht so ein Projekt mit dem notwendigen Fachwissen und der erforderlichen Erfahrung und Sorgfalt an, wie Ihr und einige andere es machen.
Das Ergebnis in vielen Fällen sind mit vielen Neuteilen auf schlecht gemachten Karosserien aufgebaute TR´s, für die dann wegen des hohen Investitionsaufwandes zuviel Geld verlangt wird. Das beste Beispiel hierfür ist der schon häufig von mir zitierte dunkelblaue TR6 bei Dorscheid, der sich auch in der Vergleichsstory der letzten Motor-Klassik wiederfand. Auf den ersten Blick ein schöner TR - doch nun haltet einmal die von mir zusammengestellte
Mängelliste (die bestimmt noch nicht vollständig ist, da es nicht mehr zum Einsatz der Hebebühne kam) dagegen und rechnet die erforderlichen Nachinvestitionen dazu: Verdeck, Lackierung, Stehbleche im Motorraum, Bodenbleche, Getriebeüberholung oder Tausch (2. Gang läßt sich selten einlegen) ... rechnerisch könnte einem schwindelig werden ... ich höre besser auf, in dem Sinne weiterzuschreiben.
Eigentlich wollte ich mit diesem Beitrag nur nochmals herausstellen, dass ich niemanden beleidigen oder in eine bestimmte Ecke stellen wollte, sondern nur ein wenig wachrütteln, ausgelöst durch diese paar unscheinbaren Zeilen von tomkiss:
Vollzitat: "halo leute ,
sagt mal giebts hier auch noch die richtigen blechpatscher?
also solche die richtig mit schweißbrenner undsoweiter an ihrem tr agieren,oder nur scheue usa käufer.
wo sind die karosseriebauer ,zwecks erfahrungsaustausch.
anbei ein lustgiges bild."
Doch nun ist es schon wieder eine längere Niederschrift geworden, obwohl ich mich eigentlich kurz fassen wollte.
Gruß aus´m Ländle
Ulrich
@chrislor: ... siehste richtig - ich habe allerdings auch die Angewohnheit zwischen den Zeilen zu lesen - und manchmal auch so zu schreiben, so dass die entsprechenden Reaktionen von Leuten, die das auch machen, nicht ausbleiben.
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