bonniya hat geschrieben: ↑05.08.2017, 06:27
Nur letztendlich bin ich als Vorstand- und Aufsichtsratvorsitzender verantwortlich dafür, was in meiner Bude passiert.
Man fragt sich, wie das alles passieren kann. Die Antwort ist Hybris. Meine Welt, meine Regeln. Ich tue das, weil ich es kann. Ich rede mit wem ich will und führe Absprachen durch wie es mir passt.
Wäre da von Anfang an ein vernünftiges Krisenmanagement betrieben worden, wäre es erst gar nicht zu der "Allgemeine Schadstoff Hysterie und Verunsicherung" gekommen.
Perfekt beschrieben, genau so ist es. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Und genau deshalb ist die Politik gefordert die Rahmenbedingungen neu zu bestimmen und bei Verstößen diese auch zu ahnden.
Es ist auch richtig hier nicht zu pauschalieren. Vermutlich haben nicht alle betrogen. Aber so weit ich weiß haben alle den Trend zur Elektromobilität verpasst und sind mit ihren zu spät begonnenen Entwicklung nicht auf der Höhe der Zeit. Auch zähle ich Opel noch zu deutschen Autobauern, solange sie noch eine Entwicklung und Fertigung in Deutschland betreiben.
Für mich sind verschiedene Komplexe getrennt von einander zu betrachten. Hier nur in Kurzform.
1. Der Betrug
- Warum hat millionenfacher Betrug stattgefunden?
Vermutlich ging es hier um Gewinnmaximierung. Das eine sauberer Diesel möglich ist wurde ja schon bewiesen.
- Wer ist in den betroffenen Firmen für diese Entwicklung verantwortlich?
Hierbei muss die Verantwortung des Vorstandes genau untersucht werden.
- Warum erhalten Kunden in den USA Schadensersatz aber nur dort?
Sind Amerikaner Kunden erster und wir nur Kunden zweiter Klasse? Diese Betrachtungsweise gefällt mir ganz und garnicht.
- Ein Betrug in Milliardenhöhe gehört vor Gericht und die Verantwortlichen sollten verurteilt werden und bitte nicht nur Bewährung und Geldstrafe.
2. Wie werden die Fahrzeuge sauberer
- Was bewirken die Softwareupdates in der Realität (Messung nicht nur Behauptungen)?
- Wenn die Updates nicht ausreichend sind, sollten für den Kunden kostenfreie Hardwarenachrüstungen erfolgen.
3. Was ist sonst zu tun.
- Nicht nur PKW's stoßen Schadstoffe aus.
- Was ist mit LKW's (Abgasreinigung angeblich abschaltbar) und Bussen, Baufahrzeugen, usw.
- Schiffe fahren immer noch überwiegend mit Schweröl und stoßen Unmengen an Abgasen aus.
- Heizungsanlagen und Steuerungen optimieren.
- ...
4. Wie sieht die Mobilität in Zukunft aus?
- Der Vorrat von fossilen Brennstoffen ist endlich.
- Die Energie muss daher langfristig betrachtet aus regenerativen Energien stammen.
- Autos mit Akku sind aufgrund der Schadstoffen in den Akkus nur eine Zwischenlösung.
- Autos mit Wasserstoffantrieb gehört die Zukunft. Erzeugung z.B. per Elektrolyse direkt im Nordseewindpark.
- Autos sollten wieder kleiner und leichter werden um den Energiebedarf zu minimieren.
- Verkehr muss vermieden werden.
- Optimierung des Verkehrsflusses durch Vernetzung der Fahrzeuge.
- Verkehr gehört so weit wie möglich auf die Schiene. Daher kein Börsengang der Bahn.
5. Einfluss der Lobbyisten auf die Politik
Der Einfluss der Lobbyisten auf die Politik ist zu groß. An vielen Gesetzentwürfen arbeiten Lobbyisten wesentlich mit. Teilweise stammen sogar die kompletten Entwürfe von der Industrie.
Solche Lücken wie der Motorschutz dürfen nicht mehr durchgehen.
Aus meiner Sicht gehört Lobbyismus so es möglich ist abgeschafft. Lobbyisten sollten keinen direkten Zugang (Hausausweise des Parlaments) zu den Politikern erhalten.
Die Ministerien müssen eigenes Knowhow aufbauen.
6. Wie geht es mit der Schlüsselindustrie Automobilbau weiter?
Das ist wohl der schwierigste Punkt. Ich erwarte, dass die Industrie ihre Anstrengungen bezüglich Elektromobilität deutlich und zügig ausbaut und sich verpflichtet ab einem noch zu definierenden Zeitpunkt jährlich steigende Zahlen von Elektrofahrzeugen in den Markt zu bringen. Hier sollte der Statt ehrgeizige Ziele vorgeben.
Wir Kunden werden uns auch umstellen müssen. Die Fahrt mit dem SUV zur Kita darf kein Dauerzustand werden. Immer größere und schwerere Fahrzeuge sind nicht die Zukunft, in Städten in denen immer mehr Menschen wohnen, die Straßen aufgrund der Bebauung aber nicht mehr weiter ausgebaut werden können.
Es gibt auch jenseits des Motors noch jede Menge Herausforderungen an die Automobilindustrie. So das diese Schlüsselindustrie auch weiterhin eine vordere Position im Weltmarkt einnehmen kann. Aber Möglicherweise liegt die Zukunft nicht nur im Verkauf eines einzelnen Fahrzeugs an den Endkunden, sondern auch in der Realisierung von Mobilitätskonzepten (Infrastruktur für E-Autos, Verkehrslenkung, Carsharing, Ausbau öffentlicher Nahverkehr, ...) in Ballungsgebieten.
Der Staat kann durch Förderung der entsprechenden Technologien an den Universitäten einen Beitrag leisten.
Wenn dieser Skandal nicht als Weckruf verstanden wird und sich nichts wesentliches ändert, sehe ich für den deutschen Autobau auf lange Sicht schwarz und damit ist unser aller Wohlstand gefährdet. Ich sehe hier auch ein klares Versagen der Politik, die durch den Umstand, dass es uns jetzt gut geht meint alles sei in Ordnung. Aber die Geschichte hat schon oft gezeigt, dass Stillstand der erste Schritt zum Untergang ist.
Gruß Berthold