A-O/D; Einstellung des Steuerventils

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Willi
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A-O/D; Einstellung des Steuerventils

#1

Beitrag von Willi »

Einstellen des Steuerventils beim A- O/D

Artikel erstellt: voltri
Ergänzt (Solenoid): Berthold
Portiert ins neue TRiki: Willi


Als ich zum ersten Mal in der Situation war, bei einem neu erworbenen Getriebe das Steuerventil des OD einstellen zu müssen, war der Misserfolg vorprogrammiert. Grund: unzutreffende, unvollständige und unverständliche Anweisungen in der deutschsprachigen Literatur. Diese Erfahrung müssen Anfänger und Gelegenheitsschrauber, wie ich es ja auch bin, nicht wiederholen.

Einführung:
Das Ein- und Ausschalten des OD erfolgt elektrohydraulisch. Über den Schalter an der Lenksäule wird der Magnetschalter (Selenoid) auf der linken Seite des OD betätigt. Beim Anziehen des Magnetschalters wird eine Welle betätigt, die über eine Nocke verfügt. Eingeschaltet drückt diese Nocke das Steuerventil nach oben, es öffnet und gibt den Öldurchfluß zu den Kolben frei. Diese drücken die Kupplungslamelle nach vorn an die Bremstrommel. Die zusätzliche Übersetzung des OD wird wirksam.

Die Wirkung der Nocke kann man sehr schön beobachten, in dem man die Schraube oben rechts auf dem OD herausdreht, Feder und Gegenstück zur Kugel entfernt und die Welle mit dem Hebel rechts am OD vorsichtig nach vorne drückt. Der Nocken hebt die Steuerstange mit der Kugel an, im Inneren des OD werden die Ölkanäle für den Durchfluß freigegeben. Die Zeichnung des Steuerventils im WHB auf Seite 2.305 zeigt den Aufbau der Mechanik.

Die nachstehenden Arbeitsschritte werden der Einfachheit halber von oben bei abgenommener Getriebeabdeckung vorgenommen.

Einstellvorgang:
1. Macht Euch frei von jeglichen Beschreibungen in der deutschen Literatur. Sie sind unvollständig, unverständlich und/oder falsch. Ob die dort beschriebene Deckungsgleichheit der Bohrungen im rechten Hebel und im Gehäuse erreicht wird, ist ohne Bedeutung. Das kann der Fall sein, muß aber keinesfalls. Es besteht die Gefahr, dass beim Herstellen von Deckungsgleichheit und das beschriebene Fixieren mit einem Dorn das Steuerventil bereits geringfügig betätigt wird. Folge: es baut sich auch in ausgeschaltetem Zustand Öldruck auf. Vorsicht!

2. Hinterachse aufbocken, Räder frei vom Boden. Der Test erfolgt bei laufendem Motor und eingelegten Gängen. Daher zweifelsfrei sicherstellen, dass die Kiste nicht von den Böcken/Bühne/Unterlagen abrutschen kann! Wird nur die Hi-Achse angehoben, Vorderräder zusätzlich mit Keilen sichern!

3. Klemmverschraubung soweit lösen, dass sich die Welle mit dem Hebel rechts am OD verdrehen lässt.

4. Diesen Hebel soweit nach vorne bewegen bis der Widerstand Nocke / Steuerstange spürbar ist. Steuerstange dabei nicht anheben! Hebel in dieser Stellung halten.

5. Klemmhebel links mit dem Innenteil des Magnetschalters nach unten drücken. (Anschlag Gummi oder Schraube)

6. Klemmverbindung festziehen. Dabei die Stellung des Nocken nicht versehentlich verändern.

7. 2., 3. und 4. Gang einlegen, OD über Schalter an der Lenkung einschalten. Der Magnetschalter zieht an. Der Klemmhebel überträgt den Weg in eine Drehbewegung der Welle. Von außen kann der Vorgang am rechten Hebel beobachtet werden. Der Weg, den der rechte Hebel zurücklegt, ist sehr klein aber deutlich sichtbar. Prüfen, daß im 1. und Rückwärtsgang das Schalten des OD nicht möglich ist.

8. Elektrische Prüfung durchführen. Am Anschlag des Kolbens im Inneren des Magnetschalters befindet sich sichtbar ein (schwarzer) Schalter, über den der Einschaltstrom von 10 – 12 A in einen Haltestrom von 1 – 2 A umgeschaltet wird. Durch ein in Reihe geschaltetes Amperemeter die Haltestromstärke bei eingeschaltetem OD prüfen. Sofern der Einschaltstrom von 10 – 12 A auf Dauer anliegen sollte, wird über kurz oder lang die Spule für das Anziehen durchbrennen. Der Schalter ist dann unbrauchbar. Ggfs. also den Weg des Klemmhebels so verändern, dass der Kolben den Schalter erreicht und auslöst, gleichzeitig aber auch das Steuerventil zuverlässig betätigt. Schaltet der Magnetschalter nicht, Schaltung, Schalter an Lenksäule und auf dem Getriebedeckel und den Magnetschalter selbst überprüfen.

9. Kardanwelle abdecken, sicherstellen, dass sich keine Kleidungsstücke, Haare oder sonst was in der sich drehenden Welle verfangen können!! Überschüssiges Abschmierfett kann nicht durch die Gegend geschleudert werden?

10. Motor starten, 4. Gang einlegen, Tacho und DZM beobachten. Der OD schaltet, wenn sich bei ca. 1.500 RPM die angezeigte Tachogeschwindigkeit von ca. 80 auf ca. 60 km/h ändert.

11. Sich nicht von dem ungewöhnlichen Lauf des Antriebstrangs irritieren lassen. Es fehlt der Straßenwiderstand und alle Spiele sind ohne Gegendruck wirksam.

Straßentest:
Was auf dem Prüfstand funktioniert, sollte auch im Straßenbetrieb anstandslos klappen. Vorsicht beim ersten Kommenlassen der Kupplung: ist ein Widerstand beim Anfahren spürbar oder sind Geräusche zu hören, ist das Steuerventil falsch eingestellt! Keinen Meter fahren. Rückwärts schon gar nicht. Klemmverbindung lösen. Einstellvorgang wiederholen.

Optimieren der Einstellung:
Durch geringe Veränderungen des Hebelweges kann schnelleres/langsameres/weiches/hartes Ein- oder Ausschalten eingestellt werden. Aus meiner Sicht ist rasches Einschalten und etwas langsameres Ausschalten empfehlenswert.

Literatur:
Mein besonderer Dank gilt STyp34, der mich an seinem Know-How teilhaben ließ und mich so nach vorherigem endlosen Probierens schnell und zuverlässig auf den richtigen Weg geführt hat.

- WHB (Seiten 2.302, 4 und 5, Abb. 1, 7 und 9. Textbeschreibung zum Einstellvorgang durchstreichen!)

- Volvo P120-Werkstatthandbuch Band 17 (J-OD)

Korrekturen, Verbesserungen, Ergänzungen sind wie immer herzlich willkommen.
Dieser Beitrag wurde von Voltri in 05/2010 angelegt



Ergänzung: Solenoid A-Overdrive verbessern
Der Solenoid des A-Overdrives hat eine konstruktive Schwäche, die regelmäßig zum Ausfall führen kann. Im beiliegenden Dokument ist beschrieben, wie diese Schwäche behoben werden kann: Korrekturen,

viewtopic.php?f=91&t=13173

Erweiterungen, Erfahrung mit J-Overdrive usw. sind erwünscht.

Diese Ergänzung wurde 07/2013 von Berthold erstellt.
If the only tool you have is a hammer, every problem tends to look like a nail.

Nichts ist idiotensicher, weil Idioten so erfinderisch sind.
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